ARS im Kontext

Die Themen Antibiotikaresistenz, Antibiotikaverbrauch und nosokomiale Infektionen sind eng miteinander verwoben. Für jeden dieser Themenkomplexe existiert ein eigenes Surveillance-System. Perspektivisch sollen die Daten verschiedener Surveillance-Systeme für eine integrierte Bewertung zusammengeführt werden.

Der durch den Einsatz von Antibiotika erzeugte Selektionsdruck ist ein maßgeblicher Faktor für die Entstehung und Verbreitung von Antibiotikaresistenzen. Daher fordert die Deutsche Antibiotika Resistenzstrategie (DART) neben der Surveillance der Antibiotikaresistenz auch eine Surveillance des Antibiotikaverbrauchs. Zur Überwachung des Antibiotikaverbrauchs in der stationären Versorgung wurde vom RKI in Kooperation mit der Charité (Nationales Referenzzentrum Surveillance von nosokomialen Infektionen) das Projekt AVS - Antibiotika-Verbrauchs-Surveillance - ins Leben gerufen, das Ende 2014 erfolgreich die Pilotierungsphase abgeschlossen hat und in den Routinebetrieb übergegangen ist.

ARS und AVS - Integrierte Analyse ARVIA

ARVIA ist ein Surveillance-Tool mit dem Ziel, Daten zu Antibiotika-Resistenz und -Verbrauch aus den beiden Surveillance-Systemen ARS und AVS auf Krankenhausebene in Bezug zueinander auszuwerten und die Ergebnisse den teilnehmenden Krankenhäusern zeitnah zur Verfügung zu stellen.

Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS)

Das Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS) wurde 1996 etabliert mit dem Ziel, Stationen und Abteilungen von Krankenhäusern in die Lage zu versetzen, nach einer einheitlichen Methode eine Surveillance nosokomialer Infektionen durchzuführen, die die wichtigsten Einfluss- und Risikofaktoren berücksichtigt und somit orientierende Vergleiche ermöglicht. Die in den beteiligten Stationen und Abteilungen erhobenen Daten werden regelmäßig dem Nationalen Referenzzentrum für die Surveillance von nosokomialen Infektionen übermittelt, dort analysiert und in anonymisierter Form als Referenzdaten bereitgestellt. Im Laufe der Jahre nahm die Zahl der auf freiwilliger Basis teilnehmenden Abteilungen/Stationen kontinuierlich zu. Mittlerweile stehen mehrere Surveillance-Module für unterschiedliche Bereiche zur Verfügung.

Molekularepidemiologie

Schwerpunkt und primäre Zielsetzungen von ARS liegen auf dem Gebiet einer Surveillance, die derzeit auf der phänotypischen Resistenztestung beruht. Darüber hinaus sind jedoch molekularepidemiologische Aspekte von großer Bedeutung, um ein Verständnis für das Vorkommen und die Ausbreitung resistenter Erreger zu bekommen. Der Einsatz molekularbiologischer Methoden ist auch unerlässlich, um mögliche Ausbruchsereignisse zu verifizieren und Transmissionsketten aufzudecken. Die Etablierung von Methoden zur molekularen Typisierung von Erregern und die Durchführung von epidemiologischen Studien zu Erregern mit speziellen Resistenzeigenschaften, die Methoden der molekularen Typisierung erfordern, werden überwiegend von den Nationalen Referenzzentren (NRZ) wahrgenommen. Im Kontext von ARS sind folgende NRZ von herausragender Bedeutung:

Studien und Projekte

Sowohl die ARS-Datenbank als auch das ARS-Netzwerk von mikrobiologischen Laboren werden als Basis für Projekte und Studien genutzt – hier eine Auswahl:

Aktuelle Projekte

HiGHmed: Use Case Infektionskontrolle: Entwicklung eines automatisierten Frühwarnsystems zur algorithmischen Erkennung von Erregerclustern in Krankenhäusern

Abgeschlossene Projekte

EuSCAPE 2019: European Survey of carbapenem-resistant and/or Colistin-resistant Enterobacterales (in Krankenhäusern) (in Kooperation mit dem ECDC). Koordination der teilnehmenden deutschen Labore zusammen mit dem NRZ für gramnegative Krankenhauserreger, Bochum

ARDIG: Antibiotic Resistance Dynamics: the influence of geographic origin and management systems on resistance gene flows within humans, animals and the environment (im Rahmen von EJP One Health)

REDARES: Reduktion von Antibiotikaresistenzen durch leitliniengerechte Behandlung von Patienten mit unkompliziertem Harnwegsinfekt in der ambulanten Versorgung

RAI: Rationaler Antibiotikaeinsatz durch Information und Kommunikation (im Rahmen von InfectControl 2020): Entwicklung von Informations¬materialien für Hausärzte und Patienten zum Erwerb multiresistenter Erreger auf Reisen sowie Durchführung einer Kohortenstudie mit Reisenden zur Erforschung des Erwerbs und Dauer der Besiedlung mit multiresistenten Erregern auf Fernreisen.

SARHA: Antibiotikaresistenz von E. coli bei ambulant erworbener unkomplizierter Harnwegsinfektion. Eine prospektive Kohortenstudie der Jahre 2015/2016 (SARHA-Studie) im Vergleich mit Daten der Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS).

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